Synagoge Worms (Frauenraum), 13.07.2007 - 12.08.2007

 

 

Die Presse schreibt...

 

"Wie zu Klezmermusik getanzt wird
Wie Klezmermusik sich anhört, das weiß jeder. Sie klingt genauso wie die Melodien, die bei der Eröffnung der Ausstellung "Klezmer - hejmich und hip" in der Synagoge zu hören waren. Aber was Klezmer eigentlich ist?

Bürgermeister Büttler, der die zahlreichen Gäste, darunter Hausherrin Stella Schindler-Siegreich, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Mainz, begrüßte, hatte für die Veranstaltung recherchiert und festgestellt, dass eine Definition in zwei, drei Sätzen nicht zu geben ist. Das belegt denn auch die umfangreiche Ausstellung. Man muss Zeit mitbringen, um die Fülle der Informationen aufzunehmen - bis 12. August besteht Zeit dazu.

Die Stadt Gelsenkirchen habe diese Ausstellung konzipiert, erläuterte Ausstellungsleiterin Wiltrud Apfeld. Die Klezmermusik war die Fest- und Feiermusik der aschkenasischen Juden, wie sie vor allem in den jüdischen Schtetln des Ostens kultiviert wurde. Dort nahm sie viele osteuropäische Einflüsse auf und werde deshalb auch gerade heute von den "russischen" Juden oft als "heimisch" empfunden.

Eine ähnlich identitätsbildende Funktion hatte sie bei den jüdischen Zuwanderern in den USA, wobei sie zunächst eher ein Nischendasein führte, bis sie in den nächsten Generationen mit der modernen westlichen Musik, speziell dem Jazz, verschmolz. Betrachtet wird in der Ausstellung auch die Bedeutung der Klezmermusik in Israel und schließlich ihre Entwicklung in Deutschland nach der Schoa. Dort habe sie als Symbol für das Jiddische schlechthin Ende der 70er Jahre ein Stückweit der Vergangenheitsbewältigung gedient und über die Jahre zu einem echten Boom geführt. Deutschland hat mit rund 60 Bands die größte Klezmerszene überhaupt.

Die Ausstellung ermöglicht einen Blick in die Gassen der alten Schtetl, zeigt, bei welchen Gelegenheiten die Klezmorim spielten, welche Vielfalt von Instrumenten sie benutzten und beherrschten, welche Tänze dazu getanzt wurde.
Im Telegrammstil erhält man eine Fülle von Fakten über die Entwicklung der Klezmermusik in den USA, Israel und Deutschland.

Darüber hinaus werden interessante Fragen angerissen und Denkanstöße gegeben, unter anderem, was die Frage der Authentizität betrifft - Kultur in der Spannung zwischen Beharrung und Weiterentwicklung, Folklore und Weltmusik.
Das lenkt den Blick auf die Kulturenvielfalt und ihren Umgang damit. Georg Büttler empfahl "überall hinzuhören und das eine oder andere mit nach Hause zu nehmen". Dazu ermunterte auch die Klezmergruppe, bestehend aus Renate und Julia Beier, Axel Schroth, David Bensaude und Frank Uhl, die sich beim Workshop anlässlich der jüdischen Kulturtage zusammengefunden hat, und nun die Synagoge mit diesem typischen Mix aus Melancholie und Fröhlichkeit füllte. Das klang lange nach in den Abend. "

ULRIKE SCHÄFER Wormser Zeitung, 14.07.2006
 


 

"Auf großes Interesse stieß die Eröffnung der Ausstellung im Frauenraum der Synagoge in Worms. Bürgermeister Georg Büttler eröffnete sie dort am 12.07.2007, Ausstellungskuratorin Wiltrud Apfeld (Gelsenkirchen) führte ins Thema ein. Besonderen Applaus ernteten die fünf Wormser Musiker/innen, die sich erst durch einen Klezmer-Workshop mit der Band "Klezmers Techter" im Juni zusammengefunden hatten und nun das Publikum mit ihrem Spiel begeisterten (Flöte: Renate Riesser-Beier, Contrabass: Julia Beier, Klarinette: David Bensande, Violine: Frank Uhl, Akkordeon: Axel Schroth).

 

 

 

 

Die Ursprünge der Synagoge, nach ihrer Zerstörung in der Reichspogromnacht 1938 im Jahre 1961 wieder aufgebaut, reichen auf einen Vorgängerbau von 1034 zurück. Zu dieser Zeit und in den nachfolgenden Jahrhunderten war Worms ein bedeutendes Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit, das weit in den europäischen Raum wirkte, eng verbunden mit dem Talmudgelehrten Rabbi Salomon ben Isaak (1040-1105), genannt Raschi, dessen Kommentare sich heute noch in allen Talmudausgaben finden. Auf dem außerhalb der alten Stadtmauern befindlichen großen jüdischen Friedhof, mit einem Grabstein von 1074 der älteste Europas, stehen noch Grabsteine berühmter Gelehrter.

 

Im "Raschihaus" in direkter Nachbarschaft der Synagoge befinden sich das Jüdische Museum und das Stadtarchiv. Auch diese 1982 eröffnete Einrichtung steht auf historischen Boden, auf den Kellergewölben des sog. Tanzhauses, das die jüdische Gemeinde u. a. für Hochzeitsfeiern nutzte. Im Museum ist ein kleines Modell aufgestellt, dass eine jüdische Hochzeit aus dem 18. Jh. darstellt – natürlich mit einem Geiger dabei!


 

Eröffnung:
Donnerstag, 12.07.2007, 19.00 Uhr,

durch den Bürgermeister der Stadt Worms, Georg Büttler.

Einführung durch die Ausstellungsleiterin Wiltrud Apfeld, Stadt Gelsenkirchen.

Musikalische Begleitung: Mitwirkende des Klezmer-Workshops, Worms

Copyright der Fotos: Wiltrud Apfeld

 

 

 

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