"Klezmer - hejmisch und hip" -

Musik als kulturelle Ausdrucksform im Wandel der Zeit
 

Schwerpunkte der Ausstellung und Team
 

 

Die Ausstellung wurde von fachkundigen Autorinnen und Autoren erstellt, die sich jahrelang forschend mit dem Thema befasst haben und zum Teil auch selbst aktive Klezmermusiker sind.

Das erste Kapitel beschreibt die Wurzeln der Klezmermusik und ihre Ausformung im jüdischen Kulturraum Osteuropas bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Dieses Kapitel stammt von der Musikwissenschaftlerin Susi Hudak-Lazić, die an der Universität Hamburg ihre Magisterarbeit über die Wurzeln der Klezmermusik geschrieben hatte. Sie bereicherte die Ausstellung unter anderem mit ihrem Wissen über das historische Repertoire und die Musikstilistiken, beides grundlegend auch für die modernen Klezmervarianten.
 

Das zweite Kapitel führt in die USA und stellt die erste Phase der Klezmermusik nach der Einwanderung Ende des 19. Jh. sowie das Revival im Zuge des amerikanischen Folkrevival der 1960er und 1970er Jahre vor, als sich junge amerikanische Juden auf die Suche nach ihren kulturellen Wurzeln begaben. Der Autor dieses Kapitels, Diplommusiker Andreas Schmitges („A Tickle in the Heart“ und „Klezmer Alliance“), recherchierte vor Ort historische und aktuelle Quellen zur Klezmermusik in den USA stand dabei in regem Austausch mit zahlreichen amerikanischen Institutionen, Klezmerfreunden, Bands und Fotografen. Andreas Schmitges stellte auch die CD mit den Musikbeispielen zusammen.
 

Spannend ist auch die Begegnung mit der Klezmermusik in Israel, die im dritten Kapitel vorgestellt wird. Die Musikwissenschaftlerin Shoshana Liessmann (Universität Jerusalem) vermittelt in diesem Kapitel viele neue Einsichten über die Spannung von traditioneller und moderner Musikkultur. Die Klezmermusik wird in Israel als spezifische Musik der osteuropäischen Juden wahrgenommen. Lange Zeit hatte sie keine Bedeutung in der offiziellen Kulturpolitik und drang erst durch das amerikanisch-europäische Revival in das öffentliche Kulturleben.
 

Das vierte Kapitel stellt die Entwicklung der Klezmermusik in Deutschland vor. Autor ist Dr. Aaron Eckstaedt, der an der Dortmunder Universität mit einer Arbeit über die Motivlagen deutscher Klezmermusiker/innen promovierte und viele Jahre als Musiker und Workshopleiter zu jiddischem Liedgut tätig war. Im Fokus dieses Kapitels stehen das 20. Jahrhundert und die facettenreiche Rezeption der jiddischen Kultur. Nach der Schoa spielte das jiddische Lied eine wichtige Rolle, eine zweite Welle der jiddischen Folklore stand Ende der 1970er Jahre ganz im Zeichen der Vergangenheitsbewältigung und der Aufarbeitung der Schoa. Die Klezmermusik ermöglichte vielen nichtjüdischen Deutschen – sowohl dem Publikum als auch den Musikerinnen und Musikern – eine Annäherung an jüdische Kultur und gleichzeitig die notwendige Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.
 

Die Einführung sowie auch das letzte Kapitel über die Einordnung der Klezmermusik in die Weltmusik, also den leitenden Rahmen der Ausstellung, übernahm Dr. Volker Bandelow, Sozialwissenschaftler und Leiter des Referats Kultur in Gelsenkirchen. Der letzte Teil der Ausstellung betont das Exemplarische der Klezmermusik als traditioneller und zugleich einem steten Wandel unterworfenen Volksmusik. Hier erfolgt die schwierige Einordnung der Klezmermusik in die Diskussion über Tradition und Moderne, über Identität und Weltmusik. Hier zu gehört die Beschreibung des Umgangs mit traditionellen Musikformen vor dem Hintergrund der Kommerzialisierung, der Bedeutung (ethnischer) Klischees und der Traditionserhaltung im Rahmen der weltweiten Wanderungsbewegungen.
 

Die Konzeption der Ausstellung stammt von der Historikerin Wiltrud Apfeld, Leiterin des städtischen Kulturraums „die flora“. Sie führte auch die Gesamtredaktion und das Lektorat durch. Unterstützt wurde sie dabei von Dr. Volker Bandelow, Paul Baumann (Referat Kultur), Ute Tietze (Kulturraum „die flora“) und Michael Moos (Historiker, Hattingen). Das Grafikdesign wurde von Daniel Dorra - Dorra Com Design - entworfen und umgesetzt.

 

 

 

 

 

 

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