Die Presse schreibt...
"Vom Klagegesang bis zum Jiddisch-Pop
Fotos dokumentieren die Historie der Klezmer-Musik
Klezmer ist in Mode. Die Macher der am Donnerstag in der Celler Synagoge
eröffneten Ausstellung über die jüdische Musikrichtung gehen sogar einen
Schritt weiter: Klezmer sei "hejmisch und hip" heißt es da. Die Exponaten
lassen den Besucher eintauchen in die historische Entwicklung der Musik
und ihrem Siegeszug um die Welt.
CELLE. Auf unerwartet große Resonanz stieß die Vernissage zur Ausstellung
"Klezmer – hejmisch und hip" in der Celler Synagoge am Donnerstag. Die
Wanderausstellung, die bis zum 11. März zu sehen ist, wurde im Jahr 2003
unter Mitwirkung der Bundeszentrale für politische Bildung konzipiert. Sie
dokumentiert anschaulich und mit Musikbeispielen die historische
Entwicklung der Klezmer-Musik, die sich unaufhaltsam von ihren ethnischen
Klischees befreit und längst Zugang zur globalen Musikwelt gefunden hat.
Die Exponate wurden aus über dreißig privaten und öffentlichen Archiven
aus aller Welt zusammen getragen.
Ausstellungsleiterin Wiltrud Apfeld aus Gelsenkirchen erläuterte in ihrer
Einführungsrede Absichten und Inhalte sowie die musikwissenschaftlichen
Aspekte der Ausstellung und spannte dabei den Bogen von der
gesellschaftspolitischen Funktionalität zur avantgardistischen
Klezmer-Musik. Kostproben der dabei beschriebenen instrumentalen und
stilistischen Vielfalt von der Roma-Musik über Klassik und Jazz bis zum
Pop lieferte im Rahmenprogramm auf stimmungsvolle Weise das "Trio Oyftref"
aus Hannover.
Die sehenswerte Ausstellung gibt Einblicke in die Wechselwirkung mit
traditionellen südosteuropäischen Musikkulturen, aber auch in die
Funktionen innerhalb der jüdischen Religionsausübung. Sie beleuchtet die
Klezmer-Musik als integralen Bestandteil jüdischer Alltagskultur,
insbesondere im Ritual jüdischer Hochzeiten mit ihren variantenreichen
Tanzrhythmen von der langsamen Hora über den fröhlichen Frejlechs bis zur
ausgelassenen Sirba. Und sie zeigt die atmosphärische Verbindung zwischen
fröhlicher Ausgelassenheit und dem archaischen Klagen des Synagogalgesangs.
Sie schaut aber auch über den Tellerrand und dokumentiert das säkulare
Yiddish- und Klezmer-Revival Amerikas, das den Religionsbezug nicht zur
Kenntnis nimmt und sich weitgehend auf die kommerzielle jiddische
Popularmusik beschränkt."
Rolf-Dieter Diehl in: Celle Zeitung, 12.01.2007
"Celler Synagoge in neuem Glanz
Die Celler Synagoge - das älteste jüdische Gotteshaus in
Norddeutschland (erbaut 1740) - erstrahlt nach der aufwendigen Sanierung
in neuem Glanz. [...]
Jetzt kann die jüdische Synagoge wieder genutzt werden. Sabine Maehnert,
Leiterin des Stadtarchivs, hat die erste Ausstellung organisiert: "Morgen
eröffnenwir die Schau 'Klezmer – hejmisch und hip'." Klezmermusik ist eine
traditionelle jüdische Fest- & Feiermusik, am 20. Januar gibt’s auch ein
Klezmer-Konzert. Maehnert: "Ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit der
deutsch-jüdischen Geschichte. " Pro Jahr kommen rund 7500 Besucher in die
Synagoge, die in der Reichsprogromnacht 1938 verschont blieb.
BILD Zeitung Hannover, 10.01.2007
Die Eröffnung der Ausstellung in Celle am 11.01.2007 war etwas Besonderes, da
sie zum ersten Mal in einer Synagoge stattfand, die heute noch für Gottesdienste
genutzt wird.
Die Fachwerkhäuser Im Kreise 23 und 24 (mittlere Gebäude) wurden um 1740 als
Schul- und Wohnhäuser der jüdischen Gemeinde errichtet und jüngst renoviert. Im
Erdgeschoss hat die Stadt Celle Ausstellungsräume errichtet.
Die Synagoge aus gleicher Zeit (rotes Gebäude) befindet sich im Hinterhaus. In den Ausstellungsräumen und der Synagoge werden regelmäßig Ausstellungspräsentationen, Vorträge u. ä. geboten.