Tradition - Migration - Identifikation
Musikalische Traditionen in Zeiten der Globalisierung

Symposion in Gelsenkirchen 8./9. April 2003
in der Fortbildungsakademie lichthof, Gelsenkirchen, 
in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 

 

Ziel des Symposions war es, in einem Theorie-Praxis-Diskurs die aktuelle Bedeutung und Funktion traditioneller Musiken und ihrer zeitgenössischen Derivate (heißen sie nun Weltmusik, Ethnomusik, Ethnopop, Volksmusik, Folkmusik o. ä.) auszuloten. Jenseits eines abstrakt-theoretisch wissenschaftlichen Interesses stand dabei der Nutzen für das kulturpolitische und kulturpädagogische Handlungsfeld im Fokus.
Von folgenden gesellschaftlichen Voraussetzungen wurde bei dem Symposion ausgegangen:

  1. Auf der Suche nach neuen Trends, Impulsen und Märkten greift die Musikindustrie immer wieder gerne auf das schier unerschöpfliche Reservoire traditioneller Musiken zurück. Dies geschieht nicht unbedingt mit der notwendigen Fachkenntnis und dem wünschenswerten Respekt für die Eigenart gewachsener Traditionen.
  2. In den weltweiten Migrationsbewegungen suchen größere und kleinere Bevölkerungsgruppen, die sich außerhalb ihres ursprünglichen kulturellen Kontextes wiederfinden, auch in der Musik nach virtuellen oder realen Identifikationsmöglichkeiten. Das Musikmachen wird im Einzelfall auch als ökonomische Chance gesehen und wahrgenommen.
  3. Aktuelle Musikstile, die auf traditionellen Musiken basieren, diese kopieren oder variieren, werden von jenen Menschen gerne aufgegriffen, die in den Zeiten der Globalisierung zwar auf der Suche nach Identifikationsangeboten sind, diese aber nicht in nationalistischer Symbolik finden wollen. Bei diesem Prozess kann die Vereinnahmung fremder Kulturen und ihre Uminterpretation nach eigenen Wünschen in letzter Konsequenz - erst recht bei ökonomischen Verheißungen - zu einer geistigen Verflachung, Pervertierung oder Entstellung bis zur Unkenntlichkeit führen.

Das Symposion fand im Rahmen der Gelsenkirchener Programmreihe "klezmerwelten" statt. Darin wurde Klezmermusik sowohl als ´Traditionelle Musik´ wie auch in ihrer Relation zur sogenannten ´Weltmusik´ begriffen. In ihrem prototypischen Charakter fordert sie die Frage nach der Funktion traditioneller Musik in der globalisierten Welt geradezu heraus. Eine Frage, der sich die Ethnomusikologie und Musikwissenschaft zunehmend stellen und deren Beantwortung für die praktische Arbeit in Veranstaltungen, Jugendarbeit, Schule und Medien von hoher Relevanz ist.

Daher fragte das Symposion nach:

 

 
Leitung : Dr. Volker Bandelow
 

  

  

 

Symposion-Programm 

Dienstag, 8. April 2003

10.15 - 10.45 Uhr  Grußwort von Bürgermeisterin Frauke Schraeder
10.45 - 11.15 Uhr Einordnung: Dr. Volker Bandelow: 
"klezmerwelten in Gelsenkirchen - Anlass, Rahmen, Fragen" 
 
11.15 - 12.00 Uhr Eröffnungsvortrag: Prof. Dr. Max Peter Baumann (Bamberg): 
"Tradition - Migration - Identifikation" 
12.00 - 12.30 Uhr Diskussion
12.30 - 14.00 Uhr Mittagspause
14.00 - 14.45 Uhr "´Weltmusik´ als Topos des internationalen Musikmarktes" 
Diskussion und Impulsreferat von Dr. Susanne Binas (Berlin)
14.45 - 15.30 Uhr Dr. habil. Martin Greve (Berlin): 
"Die Funktion von Musik zur Identitätsmarkierung
am Beispiel der türkischen Musik in Deutschland"
 
15.30 - 16.00 Uhr Kaffeepause
16.00 - 16.45 Uhr Dr. Susanne Binas (Berlin): 
"Pieces of Paradise -
Zur medialen Integration ´traditioneller´ Musikformen
in den globalisierten Musikprozess"
18.00 - 19.00 Uhr Abendessen
   
20.00 Uhr Konzert im lichthof : A Tickle in the Heart (Köln) 
     

Mittwoch, 9. April 2003

09.00 - 09.45 Uhr Dr. Christiane Gerischer (Berlin): 
"Mangue-Beat - Positionierung in sozialen Spannungsfeldern und globalen musikalischen Diskursen"
 
09.45 - 10.30 Uhr Willi Overbeck (Essen): 
"EthnoArt e.V. - Das Konzept Selbsthilfe von Musiker/innen mit Migrationshintergrund im Ruhrgebiet" 
10.30 - 11.00 Uhr Kaffeepause
11.00 - 11.45 Uhr Dr. Andreas Meyer (Berlin): 
"Traditionelle Musik und Urbanität in Afrika" 
11.45 - 12.30 Uhr Dr. Martina Claus-Bachmann (Gießen/Bamberg): 
" ´... aus der Ohnmacht die Power!´ Marginalität als Auslöser musikbezogener Kulturformationen am Beispiel von Punks, Juden und Frauen" 
12.30 - 14.00 Uhr Mittagspause
14.00 - 14.45 Prof. Dr. Wolfgang Martin Stroh (Oldenburg): 
"Das Konzept ´eine.welt.musik.lehre´ " 
14.45 - 15.30 Uhr  Thomas Daun (Köln): 
"Traditionelle Musik im Hörfunk"
15.30 - 16.00 Uhr  Kaffeepause
16.00 - 16.30 Uhr  Bernd Wagner (Frankfurt/Main): 
"Globalisierung in der Kultur - Globalisierung in der Musik" 
16.30 - 17.00 Uhr  Abschlussdiskussion

  

  

  

 
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